Wunde kleben

Wunde kleben - Ratgeber

Wunde kleben – Ratgeber

Eine Wunde kleben?! Das klingt zunächst wie Science Fiction. Aber in Ambulanzen, Hausarztpraxen und vor allem in der plastischen Chirurgie ist diese Methode gang und gäbe. Vor allem auch bei Kindern mit Riss-Quetsch-Wunden im Gesicht. Denn die Wundkleber verschließen Wunden innerhalb von Sekunden, wie eine Art Superkleber. In diesem Leitfaden erfährst du, für welche Wunden sich Kleben statt Klammern oder Nähen eignet. Und was die Vor- und Nachteile dieser Form der Wundversorgung sind.

Wunde selber kleben – geht das?

Vor allem in der plastischen Chirurgie greifen Mediziner oft auf Klebstoffe anstelle von Nähten und Klammern zurück. Weil das Verkleben von Wunden viele Vorteile hat. Beispielsweise wenn nach einem Unfall kosmetische Operationen anstehen. Der wichtigste Pluspunkt ist vielleicht der: Nachdem eine geklebte Wunde verheilt ist, bleibt für gewöhnlich nicht mehr als eine rötliche Linie zurück – anstelle einer echten Narbe. Und dieser rote Strich wird mit der Zeit auch noch verblassen.

Im Prinzip kannst du eine Wunde sogar theoretisch selbst kleben. Und zwar mit Sekundenkleber! Ja, du hast richtig gehört – oder gelesen. Das Wichtigste ist, dass der Kleber auf Cyanacrylat basiert. Dabei handelt es sich um die chemische Bezeichnung des Sekundenklebers, über den 1958 erstmals berichtet wurde. Das amerikanische Militär benutzte ihn damals in Form eines Sprays. Immer dann, wenn während des Vietnamkriegs die Blutung großflächiger Wunden so schnell wie möglich gestoppt werden musste. Nicht ohne Grund steht auch heute noch auf Sekundenklebern die folgende Warnung:

Sekundenkleber ist ein vorteilhaftes Hilfsmittel im Alltag, aber auch ein teuflisches Zeug. Ich benutze ihn oft und gerne. Jedoch nur mit Schutzhandschuhen, denn wenn Sekundenkleber einmal an den Fingern klebt, dann klebt er. Bombenfest! So gesehen kannst du damit theoretisch kleine Wunden auch selbst kleben. Zumal in den Vereinigten Staaten Sekundenkleber bereits 1998 für die Versorgung und Heilung von Wunden zugelassen wurde.

Achte aber auf alle Fälle darauf, dass es sich um einen Industriekleber mit Cyanacrylat handelt, denn es gibt verschiedene Superkleber am Markt, die auf anderen Inhaltsstoffen basieren. Wenn möglich, solltest du die Eigenbehandlung mit Sekundenkleber nur im Notfall (z.B. bei einem Outdoor-Trip) verwenden und ansonsten lieber jemanden fragen, der sich damit auskennt: einen Arzt. 

Wunde kleben statt nähen – 2 Vorteile für Kinder

„Kleber, Klammer oder Faden“, das ist hier die Frage. Denn beide Methoden können gleichermaßen zur Behandlung kleinerer Schnitte und Platzwunden angewandt werden. Bei der Verwendung von medizinischen Klebstoffen erzielen Ärzte in der Regel ähnliche kosmetische Ergebnisse wie mit Wundnähten. Die Klebstoffe, die meist auf Cyanacrylat-Polymeren basieren, bieten darüber hinaus verschiedene Vorteile. Vor allem kleine Patienten profitieren in zweifacher Hinsicht:

Erstens dauert das Kleben verglichen mit einer Naht wesentlich kürzer. So müssen die Kinder nicht so lange stillhalten. Das ist auch deshalb wichtig, weil eine Wunde generell innerhalb von 6 Stunden nach dem Unfall medizinisch versorgt werden sollte. Sonst riskiert man eine zu starke Verschmutzung mit Keimen (Infektion) und die Wunde muss offen heilen. Doch das dauert erstens viel länger und kann sich darüber hinaus auf die Größe möglicher Narben auswirken.

Und da mancher Zappelphilipp angesichts der drohenden Strapazen trotz guten Zuredens nicht ruhig bleiben wird, führt bisweilen kein Weg an einer Sedierung (leichter Dämmerschlaf) vorbei. Doch genau das wollen viele Eltern ihren Kindern ersparen.

Beim Verkleben der Wunde ist beides überflüssig. Aus diesem Grund ist die Klebe-Methode besonders für kleine Kinder zu empfehlen.

Vorteile von Wundklebern

  • raschere Versorgung
  • komfortabler für die Betroffenen, d.h. weniger schmerzhaft
  • keine Lokalanästhesie (Betäubung) erforderlich
  • 2,4- bis 6,8-mal günstiger als nähen
  • Schutz vor Infektion
  • Sofortiger Kontakt mit Wasser möglich (z.B. Duschen)
  • der Wundkleber fällt von selbst ab
  • kein zusätzlicher Termin zum Fäden ziehen
  • ästhetische Wundheilung

Welche Wunden eignen sich?

Im Prinzip sind alle kleineren und oberflächlichen Wunden geeignet. Die Länge der Wunden ist nicht wichtig. Entscheidend ist, dass kein Blut mehr fließt. Aber mit einem Trick kann Wundkleber sogar für tiefere Wunden eingesetzt werden. Durch eine clevere Kombination aus Nähen und Kleben. 

Dazu setzt der Chirurg Nadel und Faden nur subkutan, also unter der Epidermis (Oberhaut) ein. Damit verschließt er die Wunde. In diesem Fall verwendet er selbstauflösendes Nahtmaterial. Die später sichtbare Oberhaut wird dann verklebt. Dadurch entfallen die roten Punkte vom Einstechen der Nadeln oder Knoten, die beim Nähen üblich sind. Je nach Größe der Wunde wird der spezielle Haut- und Wundkleber in mehreren Schichten aufgetragen, die binnen Sekunden aushärten. Wenn die Wunde größer ist, braucht man mehr Lagen. Auch die Klebeschicht zersetzt sich im Laufe der Heilung von selbst.

Diese Wunden kann man kleben:

  • frische Schnittwunden
  • ebenso Riss-, Quetsch- und Platzwunden
  • sowie Wunden nach einer Operation
  • auch bei langen Wunden wie z.B. nach einer Bypass-OP
  • als auch zur schützenden Abdeckung nach der Entfernung von Hautverletzungen (z.B. Warzen, Keratosen, usw.)

Für welche Stellen eignet sich Wund- bzw. Gewebekleber nicht?

Wundkleber reagieren mit der Haut und bilden eine fest klebende Haftbrücke, mit der die Wundränder verbunden werden. Da die Klebenaht in Bezug auf die Reißfestigkeit einer klassischen Naht mit Nadel und Faden entspricht, kann die Klebetechnik im Großen und Ganzen bei allen Wunden eingesetzt werden. Trotz allem gibt es auch hier Anwendungsfelder, die weniger geeignet sind.

  • Schleimhautbereiche
  • stark behaarte Stellen
  • die Gelenke
  • besonders strapazierte Teile des Körpers
  • Bereiche dicht um die Augen

WICHTIG: Bei Wunden im Gesichtsbereich darf der Wundkleber niemals ins Auge gelangen. Darum sollten die Augen, falls nötig, zur Sicherheit mit einem angefeuchteten Tupfer abgedeckt werden.

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